MAULCO.

Serie: Anatomie eines Neustarts

Erinnern Sie sich an Mixtapes, mühsam zusammenkopierte Kassetten für Freunde oder Geliebte, die oft Sammlungen von Kopien von Kopien von Kopien waren? Mit jedem Kopiervorgang nahm die Qualität ab, die Musik klang zunehmend verrauscht und jaulig. Die digitale Revolution lehrte uns: Digitale Daten sind sauber, stabil, und verändern sich nicht, ganz gleich wie oft man sie kopiert, verschiebt, ändert.

Leider stimmt dies nicht ganz. Denn vor allem dort, wo die meisten Menschen hohe Stabilität vermuten – bei Computersoftware, und damit auch Websites – herrscht hinter den Kulissen meist großes Chaos, das sich von dutzendfach kopierten Musikkassetten kaum unterscheidet. Man spricht vom software rot, dem Phänomen, dass Software mit der Zeit unmerklich immer weiter an Qualität verliert. Denn immer wieder wird hier und dort herumgeschraubt, und kleine Änderungen summieren sich mit ihren unvorhersehbaren Nebeneffekten schnell zu einem müffelnden Etwas, das große Ähnlichkeit hat mit einem Käse, den Sie bei Abreise in den Sommerurlaub auf dem Frühstückstisch vergessen haben.

Ist die Software – oder die Website – erst einmal verrottet, ist ein Neustart fast immer einfacher, schneller und billiger als die Reparatur. In der Web-Fachsprache heißt dies Re-Launch, wörtlich nichts weiter als: Neustart. Im Februar beginne ich hier mit einer kleinen Serie über Relaunches. Der erste Teil befasst sich mit dem ersten, wichtigsten Schritt: Der Analyse des – Verzeihung – Verrottungsgrads einer Website.